Der SelbstVerbindungs-Blog 

von Dr. Grit Ludwig


Authentisch sein, auf die innere Stimme hören, das wird immer wichtiger in unserer Zeit! Oft ist unsere innere Stimme nicht ganz klar zu vernehmen: Durch (größere und kleinere) eigene Traumata aus der Kindheit, durch übernommene Traumata oder allgemein durch Verstrickungen aus dem Familiensystem verlieren wir teilweise die Verbindung zu unserem wahren Selbst.

 In diesem Blog findest Du Beiträge dazu, wie Du Dich besser mit Deinem Wesenskern verbinden kannst. Dadurch wird es möglich, dass Du Dein Leben als Original lebst und Deinen eigenen Weg gehst! 

Parentifizierung lösen!

21. März 2021


Fühlst Du Dich für Deine Eltern verantwortlich, obwohl sie nicht pflegebedürftig sind?

Fällt Dir Selfcare schwer?

Machst Du Dich gern für andere nützlich?


Wenn Eltern für ein Kind während der Kindheit emotional nicht ausreichend zur Verfügung stehen, weil sie selbst traumatisiert sind, ist die Gefahr für ein Kind groß, dass es in die Fürsorge-Rolle gegenüber Mutter oder Vater reingeht oder Partner- oder Partnerin-Ersatz wird. Das ist Parentifizierung, von Englisch: parents - Eltern. Da die Eltern-Kind-Beziehung eine Blaupause für alle weiteren Beziehungen im Leben ist, suchen sich Betroffene als Erwachsene immer wieder Beziehungen, in denen sie sich nützlich machen können, weil sie daraus vermeintlich ihren Wert ziehen. Zeitlebens fühlen sie sich verantwortlich gegenüber den Eltern, neigen zu Perfektionismus, Grübeleien, Wutanfällen, Traurigkeit etc. 

Wenn Eltern durch ein eigenes unverarbeitetes Trauma nicht mit ihrem eigenen wahren Selbst verbunden sind, dann können sie ihrem Kind auch diese wahre bedingungslose Liebe nicht schenken. Sie sind identifiziert mit ihrem „falschen“ Selbst. Wenn ein Kind nicht die Erfahrung machen kann, bedingungslos geliebt zu werden, dann ist das belastend. Es kann kein Bewusstsein für ein eigenes „wahres Selbst“ entwickeln. Um zu überleben, muss das Kind eigene Überlebensstrategien entwickeln und ein Selbst konstruieren, dass an die belastende Realität angepasst ist – auch wenn es sich dadurch verbiegt (Dr. med. Ero Langlotz, Newsletter vom 31.5.2021). Es begibt sich in den Raum der Eltern: Mit „1000 Antennen“ spürt es die Verletzungen der Eltern, die diese daran hindern, mit ihrem eigenen wahren Selbst verbunden zu sein. Es entwickelt die Illusion, für das Schicksal und das Leid der Eltern verantwortlich zu sein, um sich dadurch wertvoll fühlen zu können (Dr. med. Ero Langlotz, Newsletter vom 31.5.2021). Das Kind orientiert sich nach deren Erwartungen und Bedürfnissen. Es ist bereit, sich benutzen zu lassen, um für die Eltern wichtig zu sein.
Angesichts der realen Verlassenheit und Überforderung hat es so wenigstens überlebt, durch die illusionäre Selbst-Überschätzung, wertvoll zu sein und gebraucht zu werden (Dr. med. Ero Langlotz, Newsletter vom 31.5.2021). 

Parentifizierung ist ein schwere Bürde für die Betroffenen. Zunächst einmal müssen sie erkennen, dass sie die Elternrolle gegenüber ihren Eltern ein Stück weit eingenommen haben. Dann müssen sie verstehen, dass Eltern-Kind-Beziehungen anders funktionieren sollten, als sie das in der Kindheit erlebt und gelernt haben, nämlich dass die emotionale Fürsorge von den Eltern kommt und an die Kinder gegeben wird. Wenn sie das Thema verstandesmäßig begriffen haben, können aber bei einer Abgrenzung gegenüber den Eltern massive Schuldgefühle auftreten, denn das Verantwortungsgefühl wurde verinnerlicht.


Hier kann eine Beziehungsklärung mit Mutter und Vater in einer Systemaufstellung in Form des Autonomie-Trainings nach Dr. med. Ero Langlotz(R) helfen. Das Beziehungs-Traumaintrojekt wird auf einer symbolischen Ebene in der Systemaufstellung mit Figuren aus dem eigenen Raum entfernt. Die eigenen Rollen im fremden Raum werden getestet und man steigt bewusst daraus aus: Aus der Elternrolle, die man gegenüber den Eltern übernommen haben könnte, aus der Partnerrolle, aus der Rolle, das Leben der eigenen Eltern im Griff haben zu müssen, aus der Rolle, das Trauma des Elternteils von ihm abhalten zu müssen, damit er oder sie nicht noch schwächer wird etc. 

Getestet werden auch die Rollen der Eltern im eigenen Raum, d.h. wenn Eltern das Leben des Kindes kontrollieren oder sich dort einrichten wollen. Dann wird der jeweilige Elternteil mit allem Respekt aus dem eigenen Raum verwiesen.


Die Aufstellungen zur Bearbeitung der Parentifizierung finden in Präsenz oder online statt, in einem Aufstellungskurs oder als Einzelaufstellung. Ein Autonomie-Training nach Dr. Langlotz(R) dauert ca. 90 min. Synapsen im Gehirn werden neu geknüpft, so dass man sich gegenüber den Eltern und auch in anderen Beziehungen besser abgrenzen kann – ohne Schuldgefühle!



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