Ex-Paarbeziehung klären - Eine entspanntere Beziehung zum Ex / zur Ex finden
"XY, ich habe Schönes und Schmerzliches mit Dir erlebt. Beides hat mein Leben reicher gemacht. An beidem konnte ich wachsen und das achte ich. Dafür, dass unsere Beziehung auseinander gegangen ist, trage ich meinen Teil der Verantwortung. Und Deinen Teil der Verantwortung lasse ich bei Dir. Ich wünsche Dir alles Gute!"
Diese und andere Sätze sagt man am Ende der Klärung einer Paarbeziehung in einer Systemaufstellung mit der Methode der Systemischen Selbst-Integration nach Dr. Langlotz. Paarbeziehungen sind Heilungsräume, in denen wir uns selbst finden. Wir suchen uns einen Partner, der zu unseren in der Kindheit erworbenen Verhaltensmustern passt. Nur leider sind diese für uns selbst nicht immer förderlich. Der Partner ist nur unser Spiegel - so wie alle anderen Menschen und die ganze Welt. Nur - wegen der besonderen Verletzlichkeit und der großen Nähe, in der man Nichts verstecken kann, treten gerade in Paarbeziehungen unsere Wunden zu Tage. Wenn wir uns öffnen, wenn wir in der Beziehung bleiben, besteht eine große Chance, dass beide heilen und wachsen, gerade auch durch heilsame Sexualität, indem sie sich einander hingeben.
Das beschreibt der libanesische Dichter Khalil Gibran wunderschön in seinem Gedicht "Von der Liebe".
Von der Liebe
Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann
wie der Nordwind den Garten verwüstetet.
Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu deinen Wurzeln
und erschüttert sie in Ihrer Erdgebundenheit.
Wie Korngarben sammelt sie dich um sich.
Sie drischt dich, um dich nackt zu machen.
Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt dich, bis du weiß bist.
Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist;
Und dann weiht sie dich ihrem heiligem Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.
All dies wird die Liebe mit dir machen,
damit du die Geheimnisse deines Herzens kennenlernst
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.
Aber wenn du in deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
dann ist es besser für dich, deine Nacktheit zu bedecken
und vom Dreschboden der Liebe zu gehen.
In die Welt ohne Jahreszeiten,
wo du lachen wirst, aber nicht dein ganzes Lachen,
und weinen, aber nicht all deine Tränen.
Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.
Liebe besitzt nicht, noch lässt sie sich besitzen;
Denn die Liebe genügt der Liebe.
Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken,
denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf.
Liebe hat keinen anderen Wunsch, als sich zu erfüllen.
Aber wenn du liebst und Wünsche haben musst, sollst du dir dies wünschen:
Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein,
der seine Melodie der Nacht singt.
Den Schmerz allzu vieler Zärtlichkeit zu kennen.
Vom eigenen Verstehen der Liebe verwundet zu sein;
Und willig und freudig zu bluten.
Bei der Morgenröte
mit beflügeltem Herzen zu erwachen
und für einen weiteren Tag des Liebens dankzusagen;
Zur Mittagszeit zu ruhen
und über die Verzückung der Liebe nachzusinnen;
Am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren;
Und dann einzuschlafen
mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen
und einem Lobgesang auf den Lippen.
Khalil Gibran (1883-1931)
Weiterziehen
Und da Paarbeziehungen Wachstumsräume für beide sind, kommt nicht selten irgendwann der Zeitpunkt, wo man weiterziehen muss. Entweder ist die Entwicklungsaufgabe erfüllt oder der andere möchte nicht mit wachsen. Dann ziehen wir oder der andere weiter.
Außerdem ändern sich die Vorstellungen über eine ideale Partnerschaft gerade massiv. Denn seit ca. 50 bis 60 Jahren leben wir im Wassermannzeitalter. Und da werden Paarbeziehungen nicht mehr - wie noch bei unseren Eltern und Großeltern - auch von ökonomischen Überlegungen und gesellschaftlichen Zwängen bestimmt. Im Wassermannzeitalter steht der Partnerpunkt im Sternzeichen Löwe - und da geht es um unsere innere Lebendigkeit. Wichtig ist, dass eine Verbindung von Herz zu Herz besteht, dass die Beziehung herz-lich ist. Und man darf dem Gegenüber seine Freiheit und seine Macken lassen!
Möglich ist natürlich auch eine vorübergehende Trennung, um mit sich Selbst ins Reine zu kommen und dann die Paarbeziehung auf einer neuen Ebene noch einmal zu beginnen. Wie das vonstatten gehen kann, davon berichten uns alte Märchen. Denn die Themen, wie man in seine eigene Kraft kommt, wie man in einer Paarbeziehung wächst etc., hatten die Menschen auch schon vor 1000 und mehr Jahren, als die Märchen entstanden sind. Ein Märchen, in dem Mann und Frau getrennt reifen, um dann wieder zusammenzukommen, ist "Das singende springende Löweneckerchen". Mann und Frau kommen erst zusammen, aber der Mann ist nur des Nachts ein schöner Prinz. Tagsüber muss er in Löwengestalt auftreten. Als ihn ein Lichtstrahl trifft, muss er eine sieben Jahre dauernde Reifezeit verbringen. Am Ende kommt das Paar gestärkt wieder zusammen. Auch im Märchen "Das Mädchen ohne Hände" reifen Mann und Frau getrennt und begründen dann die Paarbeziehung noch einmal neu. Die Symbolik beider Märchen habe ich in meinem Buch "Die Kristallkugel - Die Symbolik alter Märchen entschlüsselt für die neue Zeit" erläutert.
Jedenfalls: Da Paarbeziehungen Heilungsräume sind, sollte man sie nicht leichtfertig aufgeben. Auch schwierige Zeiten darf man gemeinsam überstehen. Dennoch ist manchmal eine Paarbeziehung trotz aller Bemühungen nicht zu retten. Trennungen laufen ja meist nicht ad hoc ab, sondern über die Jahre lebt sich das Paar schrittweise immer weiter auseinander. Hat das Paar Kinder, so überlegt sich der / die in der Beziehung immer unzufriedener Werdende noch genauer, ob er / sie sich trennen soll. Aus systemischer Sicht ist es übrigens oft so, dass der Teil, der die Trennung dann vollzieht, meist auch der Teil ist, der sich über die Jahre mehr für die Partnerschaft engagiert hat als der andere. Er / sie sieht dann am Ende aber einfach keine Chance mehr und/oder möchte nicht noch mehr Energie in die Aufrechterhaltung der Partnerschaft investieren. Und nur wegen der Kinder zusammenzubleiben ist auch keine gute Idee, denn sie spüren das Schwere in der Beziehung und leiden ebenso darunter.
Ein längerer Abschied
Abschiede sind immer schmerzhaft, auch wenn die Beziehung am Ende noch so anstrengend war. Nach einer Trennung braucht man meist eine längere Zeit, um ganz von dem / der anderen los zu kommen. Das mindert die Kraft, im Hier und Jetzt das eigene Leben zu leben.
Zwischen Mann und Frau in einer Paarbeziehung entsteht eine tiefe Bindung, die sich nur schrittweise wieder löst. Bei jedem sexuellen Kontakt zwischen Mann und Frau entwickelt sich eine tiefe energetische Verbindung, die wie eine Nabelschnur von der Gebärmutter der Frau zum Unterleib des Mannes führt. Dank dieser Verbindung können sich Liebende sehr tief fühlen und zusammen sein, auch wenn ihre Körper tausende Kilometer entfernt voneinander sind.
Bert Hellinger schreibt es so: „Die Liebe von Mann und Frau findet ihre Erfüllung im sexuellen Vollzug. Der sexuelle Vollzug ist das, worauf die Paarbeziehung hinsteuert. Er ist der tiefste Lebensvollzug und jedem anderen, auch dem geistigsten Vollzug, bei weitem überlegen. Dadurch sind wir im Einklang mit dem Wesentlichen der Welt. Durch den sexuellen Vollzug entsteht eine Bindung. Nach ihm kommt das Paar nicht mehr voneinander los. Daher kann man mit dem Vollzug nicht umgehen, als sei er etwas Beliebiges. Er hat weit tragende Folgen. Was Bindung bedeutet und wie tief sie geht, können wir ablesen am Schmerz und dem Gefühl der Schuld und des Versagens, die ein Paar bei einer Trennung erfahren. Man kann sich nicht trennen, ohne daß man diese Bindung fühlt und anerkennt." (Bert Hellinger, Liebes-geschichten zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern, uns und der Welt, S. 49 f.).
Eine Aufstellung der Systemischen Selbst-Integration kann helfen, eine kraftzehrende Bindung, die auch noch lange Zeit nach der Trennung besteht, aufzulösen. Gegenüber dem ehemaligen Partner ist es wichtig, dass man eigene Grenzen schützen und fremde Grenzen respektieren kann. Das Betreten des jeweiligen anderen Raumes ist immer der Grund für Konflikte. Sind die Grenzen klarer, bekommt man ein Stück weit wieder Achtung für den anderen und für sich selbst. Das macht das Leben einfacher. In einer Aufstellung mit der Methode der Systemischen Selbst-Integration werden die beiden inneren Räume des Ex-Paares getrennt. Man schaut, ob man Rollen im Raum des Partners besetzt und steigt davon aus. Dann prüft man, ob der Partner im eigenen Raum Rollen besetzt und winkt ihn höflich hinaus. Danach kann man besser unterscheiden, was das Eigene und was des Ex-Partners Angelegenheiten sind. Das Konfliktpotenzial geht zurück.
Eine entspanntere Beziehung zum Ex - Eine Aufstellung
Seit der Scheidung vor 11 Jahren ist das Verhältnis von Monika zu ihren Kindern, vor allem zur jüngsten Tochter, belastet. In einem Video auf dem Youtube-Kanal von Dr. Ero Langlotz klärt sie die Beziehung zu ihrem Ex-Partner.
Mit der Methode der Systemischen Selbst-Integration schaut sich Monika die Beziehung zu ihrem Ex-Partner an. Aufgestellt werden zunächst die drei Selbst-Anteile von Monika: Monika hier und heute, das wahre Selbst und das innere Kind, außerdem eine Figur für den Ex-Partner. Das wahre Selbst ist der Wesenskern einer Person; der Teil, der seine Würde in sich trägt, ohne dass die Person etwas leisten muss, wie eine Rose ihre Würde in sich trägt, einfach dadurch, dass sie eine Rose ist. Das innere Kind ist der Anteil, der lebendig ist und phantasievoll, der aber auch geschützt werden muss. In Verlauf der Aufstellung testet Monika verschiedene Rollen im Raum des Ex-Partners, z.B. die Mutterrolle, steigt dort bewusst aus und sagt klärende Sätze. Dies fühlt sich erleichternd an. Es wird auch getestet, wie es sich anfühlt, wenn der Ex-Partner in Monikas Raum kommt und er wird ganz bewusst des Raumes verwiesen. Sodann nähert sich Monika dem eigenen wahren Selbst an und spürt ganz bewusst die Selbstverbindung. Bisher war sie eher mit ihren Antennen bei anderen Menschen und verlor ihr eigenes Selbst dadurch aus den Augen.
Im Abgrenzungsritual übt Monika, die Selbstverbindung auch im Alltag aufrecht zu erhalten. Das innere Kind wird gewürdigt und begrüßt. Wenn es unserem inneren Kind gut geht, sind 70% unserer Probleme gelöst. Daher ist es so wichtig, sich immer wieder Zeit für sich selbst zu nehmen und vor allem kreativ zu sein, beim Malen, Musizieren, Tanzen, Gedichte schreiben, Gärtnern, Nähen, bei Kalligraphie etc. Zum Abschluss der Aufstellung sagt Monika zum Ex-Partner: „Ich habe Schönes und Schmerzliches mit Dir erlebt. Beides hat mein Leben reicher gemacht. Ich konnte daran wachsen. Das achte ich. Meinen Anteil, dass es auseinander gegangen ist, den trag ich selbst. Deinen Anteil lass ich bei Dir. Ich freue mich über unsere Kinder. Was auch immer zwischen uns beiden war, Du bist für sie der richtige Vater. Ich freue mich, wenn sie Dich achten.“ Nach der Aufstellung ist eine gesunde Distanz entstanden, so dass Monika dem Ex-Partner nun auf Augenhöhe begegnen kann.
In ihrem Feedback auf Youtube schreibt Monika einige Tage nach der Aufstellung: "Ich spüre, dass wieder mehr Kraft und auch Lebensfreude in jeden Tag kommt, ist das nicht schön!!!!!!!"
Eine entspanntere Beziehung zur Ex - Beziehungsklärung eines Mannes zur Ex-Partnerin
Hier ein weiteres Video aus dem Youtube-Kanal des Entwicklers der Methode der Systemischen Selbst-Integration, Dr. Ero Langlotz und meines Ausbilders. Hier klärt ein Mann die Beziehung zu seiner Ex-Partnerin: Beziehungsaufstellung.
Julian lebt von der Mutter (Laura) seiner 18 Monate alten Tochter getrennt. Er beschreibt die Kommunikationssituation mit Laura als sehr fragil und schnell eskalierend. Sein Anliegen ist, für die zwischenmenschliche Situation mit der Ex-Partnerin etwas Positives zu tun, denn davon erhofft er sich auch, dass sich der Kontakt zu seiner Tochter verbessert.
Julian testet in der Aufstellung unter anderem, wie es sich anfühlt, wenn Laura in seinem Raum ist (ca. ab min 20.15). Manchmal denkt man, dass man eine spannungsfreie Beziehung zur Partnerin hat, wenn man sich nach ihren Vorstellungen orientiert und dass es dann keine Konflikte gibt. Diese Position kennt Julian. Diese Position kann sehr ambivalente Gefühle hervorrufen. Es kann auf der einen Seite sein, dass ein Gefühl von Nähe, auch körperlicher Nähe, Verschmelzung und Harmonie entsteht. Auf der anderen Seite ist es eine fremde Energie im eigenen Raum und kann daher ganz heftige Aversionen auslösen. Denn dann stört Laura Julians eigenes Programm, seine Verbindung mit sich seinem Selbst, mit seinem Potenzial. Julian fällt beim Einspüren in seine Figur ein, dass er manchmal in der Beziehung seine eigenen Bedürfnisse vor vornherein nicht geäußert hat, z.B. „Heute möchte ich kein Fleisch essen.“, und zwar aus Angst vor Auseinandersetzungen. Dahinter steht auch eine Angst vor einer Ablehnung seiner eigenen Person. Er gibt aber zu, dass er diesen „vorauseilenden Gehorsam“ Laura gegenüber bei Streitereien später vorgeworfen hat. Mit dem Satz: „Laura, das ist mein Raum. Hier gehört nur rein, was original Julian ist.“ entfernt er die Figur, die für Laura steht, aus seinem inneren Raum. Im weiteren Verlauf der Aufstellung verbindet sich Julian mit seinem Selbst, mit seinem wahren Potenzial, und begrüßt sein inneres Kind. Am Ende der Aufstellung hat er ein frohes Gefühl, dass eine gesunde Distanz zu Laura entstanden ist und dass er eigenes und Fremdes nun besser unterscheiden kann.
Im Nachhinein schreibt Julian als Feedback auf Youtube: „Im Gesamten hat sich die Situation entspannt, dass kann ich sagen. Es ist mir nicht möglich, eine bewusste Verbindung zwischen unserer Sitzung und dieser Veränderung herzustellen, allerdings denke ich, dass ist auch zweitrangig. Mir fällt es bewusster auf, wenn ich mich innerlich abgrenze, um in meiner `comfort zone´ zu bleiben.“