Starke Eltern, starke Kinder
Dein Kind träumt viel, hat wenige Freundinnen oder Freunde, zieht sich zurück?
Dein Kind kann sich schlecht konzentrieren, ist hibbelig und braucht viel Aufmerksamkeit?
Dein jugendliches Kind hat Angst rauszugehen, verkriecht sich in seinem Zimmer und tut sich schwer, sein Leben in die Hand zu nehmen?
Dies können Hinweise darauf sein, dass das Kind etwas für die Eltern "trägt". Viele Familien in Deutschland sind traumatisiert. Noch vom 2. Weltkrieg wurden Traumata weitergegeben. Oft konnten die Eltern der heute Erwachsenen nicht so für ihre Kinder zur Verfügung stehen, wie diese es gebraucht hätten. Wenn die damaligen Kinder dann Eltern werden, möchten sie meist ihren Kindern eine bessere Kindheit bieten, als sie selbst hatten. Das führt nicht selten dazu, dass sie sich dann für die Kinder verausgaben und wenig Zeit für sich selbst nehmen.
Den Kindern geht es aber letztlich nur dann gut, wenn es den Eltern gut geht. Daher ist es für die Kinder in erster Linie wichtig, dass die Eltern ihre eigenen Themen klären. Je kleiner die Kinder sind, umso direktere Auswirkungen hat das auf das Kind. Aber auch bei Jugendlichen und Erwachsenen wirkt die Bearbeitung von Traumata durch die Eltern auf die Kinder zurück. Ab etwa einem Alter von 14 Jahren können die Jugendlichen selbst mit der Methode der Systemischen Selbstintegration Themen bearbeiten.
Die Methode der Systemischen Selbst-Integration nach Dr. Langlotz(R) ist eine noch neue, aber sehr effektive Methode zur Bearbeitung von Traumata. Diese werden aus dem eigenen inneren Raum entfernt, so dass sie nicht mehr getriggert werden können. Die Aufstellungen werden mit Bauklötzen durchgeführt. Eine Person wird in drei Teilen aufgestellt: Ein roter Bauklotz für die Person hier und heute, ein gelber Bauklotz für das wahre Selbst und ein grüner Bauklotz für das innere Kind. Das wahre Selbst ist der Anteil einer Person, der seine Würde in sich trägt, ohne dass die Person etwas leisten muss, wie ein Rose ihre Würde einfach dadurch hat, dass sie eine Rose ist. Das innere Kind ist der Anteil, der bedürftig ist, der geschützt werden muss, er ist aber auch kreativ und phantasievoll.
Das innere Kind haben wir schon als Kind; unsere Aufgabe während der Kindheit ist es, dass wir uns mit unserem wahren Selbst verbinden. Dafür brauchen wir unsere Bezugspersonen als Vorbild. Wenn mindestens eine Bezugsperson der Kindheit mit ihrem wahren Selbst verbunden ist, findet das Kind sein wahres Selbst ganz von allein. Das ist das größte Geschenk, das man seinem Kind machen kann: Dass man mit seinem wahren Selbst verbunden ist. Das ist eine dann Einladung an das Kind, es der Bezugsperson gleich zu tun und sein eigenes Selbst zu finden und sich mit ihm zu verbinden. Ganz ohne, dass man etwas sagen oder tun muss. Einfach dadurch, dass da diese Klarheit ist.
Wenn Du gut mit Deinem wahren Selbst verbunden bist, kann eine Verbindung zwischen Dir und Deinem Kind über die wahren Selbste entstehen. Dann entwickelt sich ein Kontakt von Herz zu Herz. Die Eltern drücken ihre (positiven wie negativen) Gefühle nicht weg, sondern leben diese aus. Das Kind braucht die Gefühle der Eltern als Orientierung, um selbst in Kontakt mit seinen Gefühlen zu kommen. Das Kind nimmt die Gefühle der Eltern wahr und orientiert sich daran. Es nimmt vor allem auch die reine, absichtslose Liebe wahr, mit der alle Eltern aufgefüllt sind, damit diese zu ihren Kindern fließen kann.
Die Erfahrung, als Kind von den Eltern rein und bedingungslos geliebt zu werden, ist die Quelle für den eigenen Selbstwert. Damit verbunden ist auch die Fähigkeit, sich selbst und andere absichtslos zu lieben.
Entfernung von Traumata aus dem eigenen inneren Raum
Kinder spüren, wenn Eltern ein schweres Erlebnis noch unverarbeitet mit sich herumschleppen. Da eine Verbindung über reine, bedingungslose Liebe, durch „Gesehenwerden als der oder die man ist“, nicht möglich ist, verbinden sich Kinder mit ihren Eltern und Großeltern durch Traumata.
In Deutschland ist es allerdings leider so, dass 99% aller Menschen traumatisiert sind, durch eigene oder von den Bezugspersonen übernommene Traumata (Stichwort: Transgenerationale Weitergabe von Traumata). Dann sind sie nicht optimal mit ihrem wahren Selbst verbunden, denn das Trauma steht dazwischen. Sind Eltern, Großeltern und andere Bezugspersonen nicht mit ihrem wahrem Selbst verbunden, begeben sich die Kinder in den Raum der Eltern. Sie sind dann mit „1000 Antennen“ bei den Eltern, sie spüren deren Verletzungen, die diese daran hindern, mit ihrem eigenen wahren Selbst verbunden zu sein. Kinder entwickeln die Illusion, für das Schicksal und das Leid der Eltern verantwortlich zu sein, um sich dadurch wertvoll fühlen zu können
Sie wollen dann den Eltern helfen und versuchen, einen Teil des Schweren zu tragen. Das übersteigt natürlich ihre Kräfte, dafür sind sie auch nicht zuständig. Sie verwechseln dieses "Tragen von Schwerem" auch noch mit Liebe. Und das Schlimmste: die Energie fließt nicht, wie das vorgesehen ist, von den Eltern zum Kind, sondern umgekehrt.
"Wenn Du versuchst, ein Trauma unter den Teppich zu kehren, dann findet es Dein Kind garantiert und schmückt sich damit." Ero Langlotz
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Fall: Wirkung von Traumabearbeitung durch die Mutter auf die Tochter
Anna kommt in die Familienberatung. Sie möchte durch Systemische Selbstintegration etwas für ihre Tochter tun. Die 11jährige Marleen sitzt viel allein zu Hause, tut sich schwer mit Freudinnen und träumt viel.
Mit dem Anliegen, mehr Leichtigkeit in das Leben ihrer Tochter zu bringen, macht Anna eine Systemaufstellung der Systemischen Selbstintegration nach Dr. Ero Langlotz. Es ergibt sich, dass die Beziehung von Anna und ihrer Tochter dadurch blockiert ist, dass Anna von ihrer Mutter entwertet wurde. Annas Mutter ist als Kriegskind traumatisiert und stand daher für Anna in deren Kindheit nicht ausreichend zur Verfügung. Hatte Anna schlechte Noten, so wurde das mit dem Satz: „Wusste ich doch, dass Du das nicht schaffen würdest.“ o.ä. quittiert.
Im Laufe der Aufstellung wird dieses Entwertungstrauma aus Annas Raum entfernt. Dieses hatte die Verbindung Annas mit ihrem eigenen Selbst blockiert. Anna kommt mehr in die Selbstliebe. Nun kann sie auch das Selbst ihrer Tochter mehr wertschätzen. Marleen hat wiederum weniger das Gefühl, dass sie sich um Anna kümmern müsste. Anna bearbeitet in den nächsten Wochen und Monaten noch weitere Traumata und Beziehungen. Leichtigkeit verbreitet sich im Leben sowohl von Anna als auch von Marleen.
Daher: Wenn Du Deinem Kind etwas Gutes tun willst, schau Dir Deine eigene Vergangenheit an und entferne traumatische Erlebnisse aus Deinem Raum. Dann können sie bei Dir nicht mehr getriggert werden und Dein Kind muss sich nicht auch noch damit rumschlagen. Dann kannst Du auch besser für Dein Kind da sein, wenn es selbst traumatische Erfahrungen macht oder gemacht hat. In Aufstellungen mit der Methode der Systemischen Selbst-Integration kann man Traumata aus dem eigenen Raum entfernen.
Fall: Beziehungsklärung zum eigenen Kind (Teenager)
Haben die Eltern ihre eigenen Themen bearbeitet, ist auch eine Beziehungsklärung zum eigenen Kind sinnvoll. Kinder kommen mit ihrer eigenen Lebensaufgabe auf die Welt. Sie wollen sich selbst entwickeln und brauchen dazu ihre Herausforderungen, um daran zu wachsen. So ist es vom Leben vorgesehen.
Wenn Eltern versuchen, den Kindern das Schwere, das sie selbst erlebt haben, zu ersparen, bringt das Konflikte in die Eltern-Kind-Beziehung. Die Eltern signalisieren dem Kind, dass sie es nicht für stark genug halten, ihre eigenen Themen anzugehen und das Kind verbleibt in größerer Abhängigkeit von den Eltern.
Fall: Daniela verlor ihren Mann und den Vater von Paul, als Paul gerade geboren war. Der Mann starb an Krebs im Alter von 39 Jahren. Daniela hat das Gefühl, dass sie zu viel für den Sohn tut, der jetzt 15 Jahre alt ist. Sie möchte die Beziehung zu ihrem Sohn klären.
Zu Beginn der Aufstellung mit der Methode der Systemischen Selbstintegration nach Dr. Langlotz stellt Daniela intuitiv Pauls Figur nahe der Figur, die die Daniela von heute repräsentiert auf. Paul blockiert die Verbindung zu Danielas wahrem Selbst. Sodann werden zwei Räume durch eine Grenze abgeteilt, einer für Daniela und einer für Paul. Nach Einlegen der Grenze geht es Daniela besser.
Daniela spürt sich in den Platz rechts hinter Paul ein. Das ist der Platz von Pauls Vater. Wenn eine Mutter einen Partner verloren hat, kann es sein, dass sie meint, auch die Vaterrolle übernehmen zu müssen oder zumindest versuchen muss, das Fehlen des Vaters irgendwie auszugleichen. Das ist aber eine fundamentale Überforderung, denn mit der Mutterrolle ist eine Frau schon zu 100% ausgelastet. Außerdem fehlt dem Sohn gerade der männliche Part, den die Mutter nicht repräsentiert. Daniela spürt sich in den Platz ein und kennt ihn nur zu gut. Sie merkt aber auch, dass ihr da eine Menge Kraft verloren geht. Und für Paul ist es auch verwirrend. Eine Mutter hat er ja und dann kann er sich an ihr wenigstens orientieren.
Wenn die Mutter am Platz des Vaters steht, dann kann sich der Sohn auch gar nicht so richtig mit dem Vater auseinandersetzen. Den gibt es ja auch, der ist bloß physisch nicht mehr da.
Daniela steigt ganz bewusst aus dem Platz des Vaters aus und spricht die Sätze: „Paul, ich kann Dir nicht das geben, was Du von Deinem Vater gebraucht hättest. Ich kann Dir Deinen Vater nicht ersetzen. Ich bin Deine Mutter. Und als Mutter bin ich immer für Dich da.“ Das bringt große Erleichterung. Wenn die Mutter ganz Mutter in ihrer Rolle bleibt, und dann hat Paul ein Elternteil, das ganz präsent ist. Dann ist der Blick frei, sich mit dem Vater auseinander setzen zu können. Wenn die Mutter den Platz des Vaters einnehmen will, haben die Kinder manchmal das Gefühl, sie tun der Mutter was Schlechtes, wenn sie versuchen, mit dem Vater (energetisch) in Kontakt zu kommen.
Im weiteren Verlauf der Aufstellung verneigt sich Daniela vor dem wahren Selbst von Paul. Das ist die größte Achtung, die ich jemandem anderen geben kann. Es ist eine Achtung vor dem Selbst des anderen, aber auch eine Verbindung mit dem eigenen Selbst. Dadurch sind wir alle gleich, dass wir alle ein wahres Selbst haben. Weiter gibt sie Paul auch seine Probleme zurück, die als Würfel symbolisiert werden. Sie sagt dazu die Worte: „Paul, Du hast ein schweres Schicksal. Und du trägst es auf deine Art und Weise, oder auch nicht. Es ist deine Art zu überleben. Es steht niemandem zu, darüber zu urteilen oder sich da einzumischen. Vielleicht habe ich auch manchmal Deine Kraft nicht gesehen. Und in Zukunft achte ich das, indem ich es ganz bei Dir lasse. Vielleicht kommt einiges von dem Schweren auch durch mich. Aber das kann ich nicht ungeschehen machen und ich kann Dir auch nichts abnehmen. Das gehört jetzt zu Deinem Leben. Es ist eine Herausforderung und wenn Du die Herausforderung annimmst, dann kannst Du daran wachsen. Auch ich hatte meine Herausforderungen und hatte die Chance, daran zu wachsen.“
Damit wird die Verstrickung ausgelöst, dass die Mutter sich im Raum des Kindes um dessen Probleme kümmert. Mit der Achtung vor dem wahren Selbst von Paul erkennt Daniela an, dass er selbst stark genug ist, seine Themen zu bearbeiten und somit seine Entwicklungsaufgaben zu meistern.
Beziehungsklärung zur erwachsenen Adoptivtochter
Hier noch ein Link zum Youtube-Kanal des Entwicklers der Methode der Systemischen Selbstintegration, meines Ausbilders, Dr. Ero Langlotz mit einer Beziehungsklärung zur erwachsenen Adoptivtochter.
Eure Kinder
Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,
aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt,
nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts
noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt eure Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.
Khalil Gibran
(* 06.01.1883, † 10.04.1931)