Der SelbstVerbindungs-Blog
von Dr. Grit Ludwig
Authentisch sein, auf die innere Stimme hören, das wird immer wichtiger in unserer Zeit! Oft ist unsere innere Stimme nicht ganz klar zu vernehmen: Durch (größere und kleinere) eigene Traumata aus der Kindheit, durch übernommene Traumata oder allgemein durch Verstrickungen aus dem Familiensystem verlieren wir teilweise die Verbindung zu unserem wahren Selbst.
In diesem Blog findest Du Beiträge dazu, wie Du Dich besser mit Deinem Wesenskern verbinden kannst. Dadurch wird es möglich, dass Du Dein Leben als Original lebst und Deinen eigenen Weg gehst!
Selbstliebe
Warum fällt sie uns oft so schwer?
6.5.2021
Vielen Menschen fällt es schwer, sich mal nicht nur um die Arbeit, den Partner/die Partnerin, die Kinder etc. zu kümmern, sondern auch mal ganz bewusst um sich selbst. Die Ursachensuche führt in die Kindheit der Betroffenen. Vereinfacht kann man sagen: Wurden die Bedürfnisse des Kindes von den Eltern nicht ausreichend wahrgenommen und anerkannt (weil sie ihre eigenen Themen hatten), kann das Kind nicht lernen, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und ihnen nachzugehen. Da dies viele der heute Erwachsenen in ihrer Kindheit betraf, hat sich ein Missverständnis in der Gesellschaft breit gemacht: Während „selbstlose“ Fürsorge für andere als hohe Tugend glorifiziert wird, wertet man Selbstliebe oft als Egoismus ab.
Eltern, die selbst traumatisiert sind oder ein Trauma als Kind von den eigenen Bezugspersonen übernommen haben, können sich einem Kind leider nicht ausreichend zuwenden. Da sie selbst nicht mit ihrem SELBST verbunden sind, können sie auch das Selbst ihres Kindes nicht wahrnehmen und schätzen. Das Kind passt sich dieser „Realität“ an. Um zu überleben, entwickelt es die Illusion, dadurch wertvoll zu sein, dass es die unausgesprochenen Bedürfnisse der Eltern erspürt und sich dafür verantwortlich fühlt. Allerdings kann es so kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln, das Voraussetzung für Selbstliebe ist. Wir Menschen haben alle ein natürliches Potenzial als Grundausstattung mitbekommen, uns selbst und andere zu lieben. Dieses muss aber durch die Liebe einer Bezugsperson „erweckt“ werden. Erst, wenn wir eine reine, bedingungslose Liebe gespürt haben, können wir diese an andere weitergeben (Dr. med. Ero Langlotz, Newsletter vom 23.1.2021, https://www.e-r-langlotz.de/newsletter-die-initiatische-kraft-der-liebe/).
Bei Systemaufstellungen nach dem Konzept der Systemischen Selbst-Integration nach Dr. med. Ero Langlotz(R) wird sichtbar, wie weit jemand mit seinem Selbst verbunden ist und sich damit selbst uneingeschränkt annimmt und liebt. Außer der gegenwärtigen Person werden das erwachsene Selbst und das kindliche Selbst in Form von Bauklötzen aufgestellt. Das erwachsene Selbst beinhaltet die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, jemanden zu schützen und für ihn zu sorgen.
Das kindliche Selbst ist der Teil einer Person, der schutzbedürftig ist, aber auch phantasievoll, neugierig und kreativ. Hat eine Person beide Selbst-Aspekte integriert, dann nimmt sie ihre eigenen Bedürfnisse wahr und kann auf erwachsene Art für sich sorgen, sich wehren und schützen. Diese „Selbstfürsorge“ ist ein Teil ihrer Autonomie und macht sie unabhängig und frei.
Im Verlauf einer Aufstellung ergibt sich, was einer Integration der beiden Selbst-Anteile bei der jeweiligen Person entgegen steht. Es kann eine symbiotische Beziehung zu früheren Bezugspersonen, PartnerIn, Kindern oder ein Trauma sein. Durch einen vorgegebenen Algorithmus wird Klarheit in das System gebracht. Am Ende wird die Selbstliebe gestärkt.
Eine Fallbeschreibung
Anna möchte durch (familien)systemische Arbeit etwas für ihre Tochter tun. Die 11jährige Marleen sitzt viel allein zu Hause, tut sich schwer mit Freudinnen und träumt viel.
Mit dem Anliegen, mehr Leichtigkeit in das Leben ihrer Tochter zu bringen, macht Anna eine Systemaufstellung nach Dr. Ero Langlotz(R). Es ergibt sich, dass die Beziehung von Anna und ihrer Tochter dadurch blockiert ist, dass Anna von ihrer Mutter entwertet wurde. Annas Mutter ist als Kriegskind traumatisiert und stand daher für Anna in deren Kindheit nicht ausreichend zur Verfügung. Hatte Anna schlechte Noten, so wurde das mit dem Satz: „Wusste ich doch, dass Du das nicht schaffen würdest.“ o.ä. quittiert.
Im Laufe der Aufstellung wird dieses Entwertungstrauma aus Annas Raum entfernt. Dieses hatte die Verbindung Annas mit ihrem eigenen Selbst blockiert. Anna kommt mehr in die Selbstliebe. Nun kann sie auch das Selbst ihrer Tochter mehr wertschätzen. Marleen hat wiederum weniger das Gefühl, dass sie sich um Anna kümmern müsste. Anna bearbeitet in den nächsten Wochen und Monaten noch weitere Traumata und Beziehungen. Leichtigkeit verbreitet sich im Leben sowohl von Anna als auch von Marleen.
Denn das ist eine Einladung an das Kind, es Dir gleich zu tun. Es gibt dem Kind die Chance, sein eigenes Selbst zu finden und sich mit ihm zu verbinden. Ganz ohne, dass Du etwas sagen musst. Ganz ohne, dass Du etwas tun musst. Einfach dadurch, dass da diese Klarheit da ist. Je besser Du mit Deinem eigenen Selbst verbunden bist, desto mehr ist es für Dein Kind eine Einladung, es Dir gleich zu tun.
Aber: Wenn Du versuchst, ein Trauma unter den Teppich zu kehren, findet es garantiert Dein Kind und schmückt sich damit.
Daher: Wenn Du Deinem Kind etwas Gutes tun willst, schau Dir Deine Vergangenheit an und entferne traumatische Erlebnisse aus Deinem Raum. Dann können sie bei Dir nicht mehr getriggert werden und Dein Kind muss sich nicht auch noch damit rumschlagen.